Einmal musst Du zu dem Abenteuer nach Biel.
Im Rahmen der Bieler Lauftage in der Schweiz setzen sich rund 2000 Einzelläufer und 200 Staffeln in Bewegung.
Beim traditionellen 100 Km-Lauf in Biel, der zum 57. Mal ausgetragen wird, stehen rund 1000 Läufer an der Startlinie. Am 12.06.2015, werden die Ausdauersportler um 22 Uhr mit dem Startschuss in die Nacht verabschiedet.
1000 Leute mit einer Leidenschaft, aber mit den verschiedensten Ambitionen. Das Wetter ist ideal. Eine laue Sommernacht mit einem nahezu wolkenlosen Himmel beschert den Läufern gute Voraussetzungen.

Insgesamt erreichen 743 Männer und 183 Frauen am nächsten Tag das Ziel in Biel, wo sich der Strecken-Kreis wieder schließt. Der Schweizer Berhard Eggenschwiler gewinnt da Rennen mit hervorragenden 7:02,42 h und seine Landsmännin Denise Zimmermann hatte mit 8:38:31,8 bei den Frauen die Nase vorn.
Fünf heimische Läufer aus unserer Region haben sich auch dem Abenteuer gestellt. Melanie Horn aus Weilburg, Matthias Horn aus Weinbach, und Iris Henche vom SCO, sind zum ersten Mal am Start des Schweizer Ultralaufes; Harald Wagner und Katja Schmidt, beide SCO, kennen den Lauf schon von vergangenen Jahren.Für Matthias Horn, der gewöhnlich bei Bergläufen oder anderen Extremrennen teilnimmt, waren die vielen Asphaltpassagen ungewohnt. Trotzdem konnte er ein sehr gleichmäßiges Tempo ohne große Probleme laufen und war nach beachtlichen 11:21,41 h im Ziel. Das bedeutete für ihn in der Altersklasse M35 den 26. Platz.
Die 3 Frauen, die im Vorfeld auch gemeinsam trainiert haben, nahmen sich vor zusammen zu laufen. Im gemütlichen Tempo geht es zuerst, in etlichen Schleifen, durch die Stadt Biel. Hier ist das Läuferfeld noch ein munter plappernder Lindwurm, der durch zahlreiche Zuschauer, zum Teil Kinder in Schlafanzügen, angefeuert und aus der Stadt verabschiedet wird. Die drei genießen die Atmosphäre und fühlen sich gut. Etwa alle 5 Km sind Verpflegungsstellen eingerichtet, an denen man trinken, aber auch etwas essen kann. So werden Bananen, Äpfel, Brotwürfel und Energieriegel bereitgestellt und Wasser, Cola, Tee, isotonische Sportgetränke und Bouillon ausgeschenkt. Es ist wichtig sich bei der Versorgung, genügend Zeit zu lassen, damit später kein „Energie-Loch“ entsteht, weiß Katja Schmidt, die ihre Erfahrung gerne an ihre Laufkolleginnen weitergibt.
Bei Kilometer 21 reihen sich einzeln Fahrrad-Begleiter der Läufer ein. Auch die 3 Weilburgerinnen haben ihren Coach dabei, der Wechselkleidung, Blasenpflaster und Taschenlampe im Gepäck hat. So gehen die Kilometer vorbei und die Nacht schreitet fort. In jedem Ort stehen immer noch Zuschauer am Straßenrand, die für jeden der Läufer aufmunternde Worte parat haben und die Läufer anfeuern, obwohl es schon längst tiefste Nacht ist. Die Gespräche sind inzwischen weniger geworden, man hört meist nur Schritte oder seinen eigenen Atem, der ruhig und gleichmäßig ist. Es werden Orte passiert wie Aarberg, Lyss, und Oberramsern, in den Zwischenzeiten genommen werden. Der Wechsel der Landschaft kann man in der Dunkelheit nur an den Anstiegen oder Gefällstrecken wenn es sich schwerer oder leichter wird erkennen. Die Querung eines Flußes über eine gedeckte alte Holzbrücke mit dem Geruch nach Wasser prägt sich ein. Bei Kilometer 50 hat niemand der Läufer den Gedanken, nun die Hälfte zu haben, denn jeder spürt, die 2. Hälfte wird schwerer wiegen, wie die erste. In Kirchberg, Kilometer 55, ist ein großer Versorgungsposten aufgebaut. Hier werden die ersten Blasen, die sich an den Füßen gebildet haben, von den Sanitätern versorgt, oder die Strümpfe gewechselt.
Nun folgen 12 Kilometer Strecke auf dem Emmendamm, der in Läuferkreisen als Ho-Chi-Min-Pfad bezeichnet wird und für die Radbegleitungen gesperrt ist, da der Weg sehr schmal und holprig ist. Wurzeln und dicke Steine verlangen auf diesem Pfad nach bereits 60 gelaufenen Kilometern hohe Konzentration. Kaum zu glauben, dass die schnellen Läufer in finsterer Nacht dieses Teilstück passieren. Zum Glück ist es bei den drei Läuferinnen schon hell. Bei Kilometer 65 zeichnet sich ab, dass für Katja Schmidt, das Tempo von Melanie Horn und Iris Henche zu hoch ist und sie läuft in langsamerer Geschwindigkeit alleine weiter.

Mit dem neuen Tag steigen auch langsam wieder die Temperaturen und es ist wichtig, keine Getränkestelle auszulassen und genügend Flüssigkeit aufzunehmen. Iris und Melanie können auf den letzten 20 Kilometern, nachdem sie einen Pass, in das Aare-Tal, überlaufen haben, gemeinsam bewältigen und den Zieleinlauf in Biel nach 100 Km mit einer Gänsehaut genießen. Für Iris Henche, SCO, bleibt die Uhr nach 12:39:29 h stehen, dies bedeutet den 9. Platz in der starken Altersklasse W 50, bei Melanie Horn werden 12:39:30 h registriert (Platz 7, W 35). Ihren zweitschnellsten „Bieler“ schaffte nach 12:48:29 h Katja Schmidt, SCO, als 23. Frau der Klasse W45 und wird am Ziel von ihren Laufkameradinnen in Empfang genommen.
Seinen 18. Lauf in Biel absolvierte Harald Wagner, SCO, aus Freienfels. Nach 18: 31:45 h blieben nach dem Zieldurchlauf auch bei ihm die Uhren stehen; er belegte in der Klasse M60 den 59. Platz..
Iris Henche, die erstmals das Abenteuer eines 100 Km Laufes wagte, hatte im Vorfeld immer Zweifel, ob es richtig sei sich der Herausforderung zu stellen, sagte in Ziel ganz begeistert, „es war ein wunderbares Abenteuer und es hat mir großen Spaß gemacht dabei gewesen zu sein. Die überwältigenden Eindrücke während des Laufes überwiegen alles andere“.